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Im Juli 2020 stellte das Online-Magazin Multipolar eine Presseanfrage an das Robert-Koch-Institut zu den Mitgliedern, den Sitzungsdaten und Protokollen des RKI-Krisenstabs, die das RKI jedoch nicht beantwortete.
Daher strengte das Magazin im November 2020 eine Klage gegen das RKI an. Im März 2021 erging ein Beschluss des Verwaltungsgerichtes Berlin (VG Berlin) zur Offenlegung der Sitzungstermine und Teilnehmer des Krisenstabs, sofern sie leitende Mitarbeiter des RKI sind.
Im Mai 2021 stellte Multipolar eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) auf Einsicht in die Protokolle des RKI-Krisenstabes und reichte nach abschlägigem Bescheid Ende 2021 erneut Klage ein.
Multipolar erhielt im April 2023 schließlich mehr als 220 Sitzungsprotokolle aus dem Zeitraum Januar 2020 bis April 2021, die allerdings bei einem Umfang von mehr als 2.500 Seiten in mehr als 1.000 Passagen geschwärzt waren. Im Juli 2023 reicht Multipolar eine weitere Klage ein, um die vollständige Aufhebung der Schwärzungen zu erreichen. Im Januar 2024 teilt das VG Berlin den Termin für die mündliche Verhandlung am 6. Mai 2024 mit.
Multipolar veröffentlichte im März 2024 die ihm bisher zur Verfügung gestellten Protokolle mit den geschwärzten Passagen und Agenden (456 Dateien mit insgesamt mehr als 2.500 Seiten im PDF-Format) sowie ein mehr als 1.000-seitiges Dokument der das RKI vertretenden Anwaltskanzlei mit Begründungen der Schwärzungen.
Ende April 2024 baten die Anwälte des RKI um Verschiebung des Verhandlungstermins am 6. Mai 2024, als neuer Termin wurde der 8. Juli 2024 festgelegt.
Ende Mai 2024 veröffentlichte das RKI selbst auf seiner Webseite die Protokolle aus dem Zeitraum Januar 2020 bis April 2021 mit weniger Schwärzungen.
Am 8. Juli 2024 wurde schließlich vor dem Verwaltungsgericht Berlin erneut über die vollständige Entschwärzung der Protokolle aus dem Zeitraum Januar 2020 bis April 2021 verhandelt. Thema dort war außerdem das Fehlen von drei Protokollen von Sitzungen am 6. und 8. Januar 2020 sowie am 9. Mai 2020. Ein Urteil wurde im Juli 2024 erwartet, es verzögert sich aktuell (Stand: 11.09.2024) jedoch auf unbestimmte Zeit.
Die Protokolle ab Mai 2021 waren weiterhin nicht zugänglich. Zur Freigabe laufen verschiedene IFG-Anfragen sowie eine Untätigkeitsklage.
Laut Antwort der Bundesregierung vom 27. Juni 2024 auf eine Kleine Anfrage der AfD sollten die noch verbleibenden Protokolle aus dem Zeitraum Mai 2021 bis Juli 2023 nach Prüfung durch das RKI veröffentlicht werden, was aber bisher nicht geschehen ist.
Am 23. Juli 2024 veröffentlichte die Journalistin Aya Velázquez schließlich alle ungeschwärzten RKI-Sitzungsprotokolle aus den Jahren 2020 bis 2023 sowie umfangreiches Zusatzmaterial (verschiedene Versionen einzelner Protokolle, Präsentationen, Briefe, e-Mail-Korrespondenz uvm.) und stellte dieses sogenannte „RKI-Leak“ im Rahmen einer Pressekonferenz zusammen mit Prof. Stefan Homburg und Bastian Barucker vor. Diese Unterlagen waren ihr nach eigener Aussage von einem „Whistleblower“ – einem ehemaligen Mitarbeiter bzw. einer ehemaligen Mitarbeiterin des RKI – zur Verfügung gestellt worden.
Zahlreiche Fachleute und Privatpersonen analysieren seit dem „Leak“ die umfangreichen Unterlagen, für die inzwischen durch private Initiativen auch verschiedene Analysewerkzeuge zur Verfügung stehen, z.B. die Suchmaschine rkileak.com, die semantische KI-Suche corona-files.com und der KI-Chatbot corona-chatbot.info.
Das Magazin Multipolar führt seine laufenden Klagen fort, um auf Basis des Informationsfreiheitsgesetzes die Papiere amtlich und offiziell zu erhalten.